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IPMS Oberwallis

International Plastic Modellers' Society Schweiz - Sektion Oberwallis

Bauberichte - Unterstände.

Flugzeugunterstand U-72. 

1/72

Meine Vorliebe für Flugzeuge der Schweizer Luftwaffe entstand wahrscheinlich in der Anfangszeit meiner „Modellbaukarriere“, als ich die Starts und Landungen der Hunter in Raron mit glühender Faszination mitverfolgte, wann immer es ging. Klar, dass neben Flugzeugmodellbau auch eine Nachbildung eines Kaverneneingangs in 1:72 sehr früh erfolgte. 

Auf der Wunschliste stand aber mit der Zeit auch die Nachbildung anderer Bauwerke der Schweizer Luftwaffe, welche auf den typischen Schweizer Militärflugplätzen zu sehen sind. Seitdem die Luftwaffe viele ihrer Flugplätze aufgegeben hat, ist es natürlich sehr viel einfacher, Fotos dieser ehemals streng geheimen Anlagen zu machen. 

Die Unterstände des Typs U-72 entstanden Anfang der 70er-Jahre. Die alten, halbrunden U-43 wurden noch für Vampire und Venom benutzt, einige wurden umgebaut zu U-68 für die Hunter, waren aber für die Mirages zu klein und boten bei einem Angriff zuwenig Schutz. Deshalb entstanden auf Flugplätzen, wo keine Kaverne in den Berg hinein gebaut werden konnte, oberirdische, druckfeste Unterstände, die in 2 Röhren nebeneinander Platz für je 4 bis 6 Flugzeuge boten. Typische Beispiele von U-72 findet man in Ulrichen, Mollis, St. Stephan, Payerne und Interlaken. Interessant ist, dass die Grundstruktur zwar überall dieselbe ist, es aber durchaus Variationen der Frontseitenkonstruktion und die Art der Tarnung und Anpassung an die Umgebung gibt. 

Der Nachteil der Felskaverne besteht darin, dass die F/A-18 nicht hinein passt, was ja auch korrekt ist. Aber wo sollte den mein zukünftiges F/A-18C und D Modell parkiert und fotografiert werden können? Neben der Kaverne Meiringen, welche für die F/A-18 umgebaut wurde, sind nur die Unterstände U-72 groß genug und in Gebrauch für die Hornets. Also ging ich dran, den Auf- und Grundriss eines U-72 als Plan auf Papier zu bringen, mit den korrekten Abmessungen und Winkeln. Dies erforderte einige Rechnerei und Zeit, bis der U-72 als Planzeichnung vorlag. 

Der Unterstand Typ U-72 hat beachtliche Masse: Frontseite 55-60 m, Höhe 12 m, Tiefe ca. 50 m. Auf 1:72 umgerechnet benötigt dies eine Grundplatte von mindestens 80x80 cm. Da ja vor allem die Frontseite und der Vorplatz von Interesse ist, legte ich die Frontseite schräg auf die Grundplatte, womit die Tiefe von 50 m (ca. 70cm) auf ca. 50 cm gekürzt wurde. 

Nachdem der Plan vorlag, war die nächste Schwierigkeit, die Einzelteile zu planen, aus welchen den der U-72 zusammengestellt werden sollte. Zusätzliche Herausforderung war die Eruierung der Dicke der Wände und besonders der Panzertore. 

Die Wände des Unterstandes fertigte ich aus Sperrholzplatten von 4 und 6 mm Dicke.

Die Seitenwände und Frontwand mit der typischen halbrunden Innendecke waren bald einmal erstellt. Die Abschrägungen auf jeder Seite entstanden mithilfe von Styropor Restbeständen, die entsprechend zugeschnitten wurden.

Die eigentliche Schwierigkeit waren die Tore, welche ineinander greifen und in Schienen oben und unten schön parallel laufen sollten. Für die unteren Schienen schnitt ich Rillen in die Grundplatte, welche ich dann mit zugeschnittenen, gelben und schwarzen Streifen zuklebte, wobei für die Schienen ca. 1 mm Platz gelassen wurde. Damit erübrigte sich auch das schwierige saubere Malen dieser Streifen, welche den Gefahrenbereich der Schiebetore darstellen. 

Die obere Schiene ist aus Evergreen Stripes, H-Form, 2 mm breit. Die Oberseite der Tore ist ca. 4mm dick, die Schiene oben läuft innerhalb der Tore. 

Die Innenbeleuchtung war die nächste Herausforderung. Im Original sind es 4 lange Reihen von Leuchstoffröhren mit kaltem, weißem Licht. Die Lichtreihen von ca. 45 cm Länge würden eine Unmenge von LED-Lämpchen erfordern, zudem geben diese punktförmiges Licht, was nicht den Leuchtstoffröhren entspricht. Fündig wurde ich im Jumbo Baumarkt, welche 20 cm und 40 cm kurze Röhren von nur 1 cm Dicke verkauft. Die Dicke ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium, ist doch zwischen dem halbrunden Innendach und der äußeren, grasbeschichteten Decke nur wenig Platz. In die Innendecke aus Karton, mit einem hellen Grau gespritzt, schnitt ich 4 Spalten von ca. 1mm, durch welche das Licht in den Unterstand hinein leuchten kann. 

Die grasbeschichtete Oberseite liegt auf den Röhren und lässt keine Belüftung zu. Damit erwärmen sich die Rühren relativ schnell nach Einschalten, was für die Lebensdauer der Leuchtstoffröhren nicht gerade förderlich ist. 

Nach Abschluss der großen Bauarbeiten gab es noch die „Aussenarbeiten“ wie Ziehen des Zauns auf der Oberseite, Betonplatten einzeichnen, Linien für Schlepper und Flugzeuge einzeichnen-

Mein U-72 ist für den Standardbetrieb von F-5E/F Tiger II eingerichtet, mit den typischen Bodenklappen für das Anlassen der Triebwerke. Wenn aber eine F/A-18 eine „Aussenlandung“ vollzieht, kann sie hier untergebracht und retabliert werden.

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Werk, welches insgesamt etwa 3 Jahre in Anspruch nahm. Es entspricht nahezu vollständig dem Original und ist bestimmt etwas, was an Ausstellungen ein Blickfang sein wird. 

Rolf Bürki - IPMS-Oberwallis. 

2011