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IPMS Oberwallis

International Plastic Modellers' Society Schweiz - Sektion Oberwallis

Bauberichte - Unterstände.

Flugzeugunterstand U43 der Schweizer Fliegertruppe - ab 1954. (1/72)

Es dauerte eine Weile, bis ich "Wellblech" im Massstab 1:72 fand: aus Plastik, einfach bearbeitbar und entsprechend dem Original (Old Pullman in Stäfa). Die Verstrebungen sind aus Evergreen-Plastikstreifen (im Original nur 5cm breit, in 1:72 damit max. 0.7mm). Ein erster Versuch, das Olivgrün der Tore zu treffen.  





Dank Auskünften von meinem Namensvetter und weiteren Vergleichen mit Fotosänderte ich das Grün für die Tore in ein blaustichiges Grüngrau, was meiner Ansicht nach am ehesten dem Grün den Toren der noch in Turtmann bestehenden Unterständen entspricht. Zu erkennen auch die weiteren Verstrebungen an diesem Teil. 

Wie beim ersten U43 benutzte ich einen dünnen Kartonbogen zur Konstruktion der Betonunterseite des Unterstands. Zuerst bemalte ich den in der Grundfarbe Grau, um danach mit den erwähnten Kartonstempeln die Schalungsbretter und Verschmutzungen anzubringen. Da es schwierig ist, die Unterseite in einem Stück anzubringen, schnitt ich 4 Längsstreifen, welche dann nach Anpassen einzeln hintereinander (nach Trocknen des vorherigen) eingeklebt wurden. Die Fotos zeigen die Längsbögen im Grundton Neutralgrau und nach "Stempeln".

Eine weitere Knacknuss stellte die Beleuchtung dar. Die U43 der Vampire-Venomzeit waren - sind - mit 2 Reihen Neonröhren ausgerüstet, je drei Stück.Diese strahlen in einem hellen Kaltweiss, was mitLED-Leuchten erreicht werden kann. LED-Leuchten sind aber Punktlichter, wie soll eine Neonröhre, Länge 1.20m, Durchmesser 4cm in 1:72 dargestellt werden? Kein Eisenbahnerladen konnte mir weiterhelfen, dies gab es nicht mal in H0 (1:87). Also selber pröbeln.... Durch Versuche fand ich heraus, dass ein ca. 14mm langes, dünnes und durchsichtiges Plastikstück das LED-Punktlicht auf diese 14mm verteilt, wenn die LED-Leuchte daneben gut platziert wird. Nun brauchte ich noch die Hilfe eines "Stromers". Energiequelle ist eine 9V-Batterie, es braucht pro LED einen kleinen Widerstand. Nun alles korrekt zusammenlöten, damit der Stromkreis stimmt. Und wo die Batterie und Kabel unterbringen? Dank familiärer Unterstützung entsann ich mich, dass in Turtmann ein kleines weisses Gebäude neben einem U43 steht. Dieses Häuschen hat die entsprechende Grösse, um den ganzen Stromsalat aufzunehmen.

Trafostation_RAR-1

U43 Nr. 2 RAR_3

Die oben beschriebene Vorgehensweise für die Anbringung der bemalten 4 Streifen auf der Innenseite des Unterstands ergab kein gutes Resultat, da ich die Streifen ca. 1 mm überlappend hineinklebte. Dies ergibt eine "abgestufte" Betondecke, was aber nicht sein darf. Deshalb riss ich die Streifen wieder heraus und erstellte in gleicher Weise wie die Streifen eine neue Betondecke, diesmal aber in einem Stück, was sich dann auch recht problemlos an die halbrunde Form anpasste. Die Fotos zeigen die "Betondecke" mit bereits sauber ausgeschnittenen Schlitzen für die Beleuchtung, sowie nach Einbau im U43.

Den gelbschwarzen Streifen fertigte ich aus gelbem und schwarzem Bastelpapier und klebte ihn gemäss dem Originalfoto oben ein. Der Zweck dieses Streifens ist mir unbekannt, möglicherweise markierte es einen Gefahrenbereich. Jedenfalls sieht das Innere des U43 sehr viel militärischer aus.

Im nächsten Arbeitsschritt folgte nun der Einbau der "Leuchtröhren". Dies sind in 1:72 15mm lange und maximal 1mm dicke Plastikstücke. In meinem Fall schnitt ich diese sorgfältig aus einer Schokoladeverpackung aus und feilte sie auf die korrekte Länge. Wenn nun die LED-Lampe in einem flachen Winkel auf dieses Plastikstück leuchtet (die Kanten müssen für die Lichtstreuung aber aufgeraut sein!), dann ergibt sich der Effekt von leuchtenden Neonröhren. die folgenden Bilder zeigen die mit Kartonstreifen fixierten LED-Lämpchen auf der Oberseite des U43 und die Stellprobe mit einer Venom. Natürlich benötigen die "Neonröhren" Strom zum Funktionieren. Die "Kabel" dazu sind gezogene Gussgräte, die von dem Elektrokastenverteiler hinten links im Bild zu den 2 Lichtreihen führen.


Nun folgte wie beim ersten U43 der Aufbau des Hügels seitlich und hinter dem U43 mit Styropor. Diese formte ich dann mittels Zuschneiden zu den typischen halbrunden Formen, wie sie noch auf vielen ehemaligen Militärflugplätzen zu sehen sind. Dabei galt es aber aufzupassen, die bereits installierten Stromkabel vom Häuschen zu den 6 LED nicht zu verletzen und die Kabel etwas im Styropor einzuarbeiten. Danach folgte das Aufkleben einer ca. 5mm dicken Folie oben auf den U43, um damit die ca. 40cm dicke Erdschicht zu simulieren. 

Auf diese Erdschicht folgte dann die Begrünung. Aufgrund der relativ grossen Grünfläche benutzte ich den normalen Eisenbahn-Rasenteppich, welcher aber dann mit Acrylfarben fleckig und in verschiedenen Farben bemalt und bearbeitet wurde, um das ursprüngliche einfarbige Grün zu verlieren. 

Natürlich ist die Umgebung damit noch lange nicht fertig! Es fehlen noch Bäume, Sträucher usw., was sich auch später noch hinzufügen lässt. Die nächste Herausforderung, welche ich hier gerne beschreiben will, ist das Wellblechtor, welches ja wie im Original auf Ober- und Bodenschienen gleiten soll. Da das Wellblechplastik dünn ist (0.5mm), neigt es zu Verformung, dem ich mit Aufkleben von weiteren Evergreen-Streifen auf den Rückseiten der Tore begegnete. Allerdings dürfen diese maximal 1 mm dick sein, sonst kommen die Tore nicht mehr aneinander vorbei. Auch so musste ich noch nachschleifen, bis es passte. 


Bei den Stellproben zeigte sich, dass die Oberschiene (Evergreen U-Profil 1.5mm) zuwenig Profiltiefe hat und damit die Tore zuwenig Halt haben. Das Fachgeschäft Old Pullman in Stäfa vertreibt auch U-Profile aus Messing mit 1.5mm Kantenlänge, welche genau dem Original entspricht. Doch wie lassen sich Messingteile miteinander verbinden? Das Löten von Messing erfordert ca. 800°C Hitze, was mit einem normalen Lötkolben nicht erreicht wird. Das Anbringen von Zinn (Elektrokabel verlöten) ist zuwenig stabil, die Verbindung bricht. Ebenso Sekundenkleber, welcher zwar die beiden 1.5mm Schienen gut verklebte, für die Verbindung der Stützpfosten links und rechts (kleine Klebefläche) mit der Oberschiene nicht die gewünschte Festigkeit ergab. Das beste Kleberesultat ergab der Zweikomponenten-Epoxykleber von UHU (UHU-Sofortkleber). Nach diesen Erfahrungen an kleinen Messingstücken schnitt ich die Schienen auf die notwendige Länge von 39 cm zu und klebte diese zusammen. Die seitlichen Stützpfosten (Doppel-T-Profil) haben eine Höhe von 5.5 cm. Für einen besseren Halt feilte ich eine Kerbe in der Mitte und seitlich, damit die Pfosten in die Unterseite der Schiene passen und etwas mechanische Festigkeit ergeben. Das Verkleben mit Epoxy und im korrekten Winkel war etwas knifflig, das der Kleber nach ca. 5 Minuten „anzieht“ und später keine Korrekturen mehr möglich sind. 

Der Wechsel der Oberschiene auf Messing verzögerte den Bau, doch es war die richtige Entscheidung! Die Stabilität der Oberschiene ist deutlich besser und es sieht auch besser aus.

Die Innenseite der Schiene bemalte ich schwarz, aussen mit der grünen Tarnfarbe der Tore. Dann erfolgte die nächste Stellprobe am Unterstand. Dabei zeigte sich das nächste Problem: die Tore stehen leicht schräg nach hinten, da die Oberschiene zu nahe am Unterstand ist. Dies löste ich mit Ankleben eines 17.5 cm langen U-Profils (1.5mm) von Evergreen auf der Hinterseite der Schiene. Nach Ankleben der Stützpfosten und Oberschiene am Unterstand stehen die Pfosten und Tore schön vertikal. 

Das „Fenster“ oberhalb der Schiene wurde bei den U43 unterschiedlich hergestellt und angebracht. Es gibt Fenster aus Milchglas, klare Fenster und in unterschiedlichen Aufteilungen. Ich entschied mit auf die Einteilung mit 8 Einzelfenstern, wobei im Modell das Ganze ein Plastikteil ist, den ich aus einem Klarsicht-Plastikdeckel zuschnitt und zufeilte, bis es an die Unterseite des U43 passte. Die 7 Streben zwischen den 8 Fenstern sind aus Evergreen 0.5 mm Plastikstücken (die mittlere fehlt auf dem Bild, folgt noch). Jedenfalls sieht das Ganze mit der Venom schon sehr realistisch aus! 

Nun folgten noch die 2 seitlichen Stützpfosten (29 mm Höhe), welche auf den beiden Seitenmauern platziert sind, sowie die 3 Winkel seitlich und in der Mitte des Glasfensters. Die Stützpfosten und Winkel entstanden aus Evergreen H-Profilen (Nr. 274, I-Beam, 3.2mm), wobei für die Winkel und die Verbindung der Stützpfosten mit der Oberschiene das H-Profil sauber auseinander geschnitten wurde, um ein T-Profil zu erhalten. Diese T-Profile sind im Original an den Enden abgewinkelt, was man in 1:72 nur bei Nahaufnahmen sieht. Die Stützpfosten verleimte ich wieder mit UHU-Epoxidkleber auf den seitlichen Stützmauern und an der Oberschiene. Speziell zu achten war dabei auf die vertikale Ausrichtung von allen Seiten her, da dies sofort auffallen würde. Nach dem Austrocknen des Klebers wurde das Loch für die Stützpfosten mit Spachtelmasse wieder aufgefüllt und die Oberfläche begrünt. 

Damit endet der Bau des U-43 mit den so typischen Wellblechtoren, welche in den 40er Jahren auf praktisch jedem Militärflugplatz in der Schweiz erstellt wurden und vielerorts noch heute zu sehen sind. 

Wie oben erwähnt kann natürlich der Vorplatz und die Umgebung noch besser ausgestaltet werden! Das Setzen von weiteren Bäumen und Sträuchern ist etwas, was eigentlich nie zu Ende ist. Doch mit dem bisher erreichten Resultat bin ich erstmals sehr zufrieden und möchte mich wieder mal den wartenden Modellflugzeugen widmen! 

Rolf Bürki - IPMS-Oberwallis. 

2016